Jetzt gerade, da die COVID-19 Zeiten erneut stürmisch und undurchsichtig erscheinen, ist es vielen Menschen ein inneres Bedürfnis, sich erneut in Besonnenheit zu üben.
Ich möchte es auf den Punkt bringen, zuerst den Verstand einschalten und weniger aus dem Impuls heraus agieren, das bezeichnet „besonnen durchs Leben zu gehen“.
Was ist der Unterschied zwischen Gelassenheit und Besonnenheit?
Gelassenheit beschreibt, besonnen zu sein, die Ruhe zu bewahren, ruhig zu bleiben, Dinge mit Bedacht tun.
Friedfertigkeit, Güte, Demut, Sanftmut, Esprit, Freundlichkeit, Anspruchslosigkeit, Optimismus sowie Feingefühl, das sind die Formeln, die Menschen die Gelassenheit leben auszeichnen.
Gelassenheit, beschreibt die Verknüpfung auf der emotionalen Ebene.
Besonnenheit, das ist mit Bedacht nachzudenken, in problematischen und kniffligen Situationen dem Verstand die Vorherrschaft zu geben und ruhig sowie besonnen zu entscheiden, ohne vorschnell einem Impuls zu folgen.
Denn meist sind es unbedachte Situationen, die hitzige Entscheidungen und unkluge Taten folgen lassen.
Besonnenheit, wie lässt sie sich erlernen?
“Schalten Sie doch mal ihren Verstand ein“, das ist eine Formulierung, die sehr häufig benutzt wird, wenn Konflikte hochemotional sind.
Das ist meist leichter gesagt als getan.
Die Aufforderung an den Verstand, besonnen und bedächtig zu reagieren und nicht emotional und impulsgesteuert, ist leichter gesagt als getan.
Besonnenheit entsteht dann, wenn wir trainieren, dass der Reiz und die bislang gewohnte Reaktion verändert werden können.
Das geht nicht von heute auf morgen. Es bedarf täglichen Trainings und wird so eine Bereicherung für ein erfülltes Leben.
Das bedeutet,
- sich Zeit zu nehmen und das Geschehnis aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.
- Darüber nachzudenken, welcher Weg der mögliche ist.
- Ganz in Ruhe eine Pause einzulegen um dann, die verschiedenen Handlungsoptionen zu betrachten um eine wohlüberlegte Entscheidung zu treffen.
Gibt es wissenschaftliche Erfahrungen zum Thema Besonnenheit?
In den 1968-er Jahren beschäftigte sich die finnische Psychologie-Professorin Lea Pulkkinen mit den klassischen Tugenden.
In der Psychologie Selbstregulierung oder Selbstkontrolle genannt.
Platon beschrieb die Besonnenheit als eine Kardinaltugend.
Diese bezeichnet den Dreh- und Angelpunkt der Grundtugenden (Selbstbeherrschung).
Platon bezeichnete die 4 Grundtugenden
- Tapferkeit
- Gerechtigkeit
- Besonnenheit
- Klugheit
In der Studie der Psychologie-Professorin Pulkkinen, beschreibt Besonnenheit die Tugend, die unsere Tätigkeiten und die Affekte in Balance hält.
Dabei geht es nie darum, die Emotionen zu unterdrücken, sondern besonnen zu reagieren.
Sie hat herausgefunden, dass Kinder, die sehr früh gelernt haben besonnen zu reagieren nicht weniger aggressiv sind, jedoch können diese besser damit umgehen.
Sie sind gelassener, bedachter, besonnener.
Haben Menschen schon früh gelernt besonnen mit sich und der Umgebung umzugehen, dann werden diese im Erwachsenen-Alter als liebevolle Ehemänner/Ehefrauen, liebende Mütter/Vater beschrieben, neigen weniger zum Übergewicht und schildern ihren Gesundheitszustand als gut.
Zudem hat dies Auswirkungen auf den Beruf, denn dort sind sie erfolgreicher, haben eine bessere Work-Life-Balance und das ist beim Gehalt sichtbar.
Besonnenheits-Übungen:
Übung Nr. 1
Durchatmen:
Sollten Ihre Gefühle die Oberhand bekommen, dann atmen Sie zuerst einmal tief durch, bevor Sie reagieren.
Setzen Sie sich dafür auf einen Stuhl mit Lehne, so, dass Sie die Rückenlehne spüren.
Die Beine sollten parallel auf dem Boden stehen (hüftbreit).
Versuchen Sie sich nun nur auf Ihre Atmung zu konzentrieren und atmen Sie in Ruhe ein und aus.
Stress und Ärger-Angriffe lassen sich damit vermeiden und Sie können nach kurzer Zeit besonnen auf Ihr Gegenüber reagieren.
Übung Nr. 2
Verständnis aufbauen:
Eines unserer menschlichen Bedürfnisse ist das gegenseitige Verständnis.
Gehen Sie grundsätzlich davon aus, dass Ihr Gegenüber Sie unter Umständen nicht versteht, oder Sie ihn missverstehen.
Fragen Sie, wie das gemeint ist, was die Aussage bedeutet und lassen Sie vor allem Kommentare und Gesagtes nicht einfach stehen, ohne zu wissen wie es gemeint ist.
Übung Nr. 3
Üben, üben, üben
Alles im Leben ist Übung, so auch das Erlernen besonnener durchs Leben zu gehen.
Tägliches Training schult den Geist.
Begeistern Sie sich täglich neu.
“Besonnenheit ist die seidene Schnur, die durch die Perlenkette aller Tugenden läuft.“
(Thomas Fuller)
Ich wünsche Ihnen eine bedachte Woche.
Passen Sie gut auf sich auf und
vor allem, bleiben Sie gesund.